UNSER TÄGLICH BROT (archiviert)

Regie: Nikolaus Geyrhalter A 2005, 92 min, ohne Dialog

Dienstag, 05.09.2006 / St. Gerold, Geroldhus

In geschlossenen Räumen, aseptisch wie eine Prozessoren-Fabrik, schlüpfen Küken, computerüberwacht. Ein riesiger Schlauch saugt Lachse aus einem Fjord. Metallene Zähne fressen sich durch chemisch termingerecht zum Verblühen gebrachte Sonnenblumenfelder. Im Sekundentakt und vollautomatisch werden Hühner zerteilt, Schweine von ihren Gedärmen befreit, nur für Rinder braucht sie etwas länger: die industrielle Nahrungsmittelerzeugung und High-Tech-Landwirtschaft. Unser täglich Brot zeigt jene Orte, an denen in Europa Nahrungsmittel produziert werden: für Fahrzeuge optimierte, surreale Landschaften, futuristischen Räume, die selten in den Blickwinkel der Gesellschaft geraten. Für Menschen ist hier wenig Platz, sie wirken wie Fehler in diesem System, falsch dimensioniert, klein, verletzlich, auch wenn sie sich bestmöglich anpassen: hygienische Kleidung, Kopfhörer, Schutzhelme. Man findet sie an den Stellen im Produktionsablauf, für die noch nicht die richtigen Maschinen erfunden wurden. Unser täglich Brot zeigt die industrielle Nahrungsmittelproduktion als Spiegelbild unseres gesellschaftlichen Wertekanons. Kommentarlos und ohne erklärende Interviews entfaltet sich der Film auf der Leinwand wie ein irritierender Traum: ein insistierender Blick, begleitet vom Flirren, Rattern, Schlagen, Schlürfen, hydraulischen Atmen der Maschinen – nur Hühnergeschrei ist lauter. Unser täglich Brot ist eine Einladung, den Dingen auf den Grund zu gehen und über den gegenwärtigen Stand unserer Zivilisation nachzudenken. "Der Film will reale Arbeitssituationen zeigen, und in langen Einstellungen genügend Raum lassen für Gedanken und Assoziationen dazu. Das Publikum soll einfach in diese Welt eintauchen und sich selbst eine Meinung bilden.“ (Nikolaus Geyrhalter) Regisseur Nikolaus Geyrhalter ist anwesend und steht nach der Filmvorführung für Diskussionen zur Verfügung.