GONG LINNA (CHINA) (archiviert)

Vom Kinderlied zur Pekingoper Eine musikalische Reise durch Chinas Provinzen

Donnerstag, 31.08.2006 / Alpe Klesenza, Jurte

Für uns Durchschnittseuropäer ist chinesische Musik kaum mehr als der Klangteppich, vor dem wir preisgünstige Acht Schätze oder Ente süß-sauer beim Chinesen ums Eck verdrücken. Dass es sich dabei um hausbackene Klischees handelt, weiß kaum jemand so gut wie die chinesische Meistervokalistin Gong Linna. In ihrem Heimatland war sie mehrere Jahre lang ein Topstar der traditionellen Volksmusik, als deren originäre wie mutige Weiterentwicklerin sie heute gilt. Ihr Gastspiel in der Jurte Klesenza darf mit Recht als außergewöhnliches musikalisches Ereignis bezeichnet werden. Die 1975 in Guiyang/Guizhou geborene Gong Linna durchlief alle Stufen traditioneller Musikausbildung in China: mit drei Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Bühne, später absolvierte sie ein Gesangsstudium und war schließlich Solistin am Zhongyang Minzu Yuetuan, Chinas bedeutendstem Orchester für traditionelle Musik. Neben vielen anderen Preisen gewann sie 2000 den Nationalen Gesangswettbewerb Chinas als beste weibliche Sängerin und erhielt zusätzlich den Publikumspreis, ausgewählt von einem Millionenpublikum chinesischer Fernsehzuschauer. Trotz dieser Erfolge begann sich Gong Linna von der künstlerisch erstarrten Szene abzuwenden, um an einer Erneuerung der Kunstmusik und des Gesangsideals in China zu arbeiten. Sie widmete sich dem klassischen      Qin-Lied, einem der ältesten aber heute unpopulären Genres, reiste in Gebiete mit lebendigem Volksmusikleben, erlernte „neue“ traditionelle Gesangstechniken und erweiterte ihre gesangstechnischen Fähigkeiten. Im Oktober 2005 überzeugte sie im Concertgebouw Amsterdam erstmals ein europäisches Publikum von den Ergebnissen ihrer Arbeit. Im März 2006 präsentierte sie ihre neue Musik dann in einem Aufsehen erregenden Konzert in Peking – und gilt seitdem als der Geheimtipp in der Szene der chinesischen Kunstmusik.