DURCH DIESE NACHT SEHE ICH KEINEN EINZIGEN STERN (archiviert)

Regie und Buch: Dagmar Knöpfel D 2004, 109 min Kamera: Jan Malír Schnitt: Christian Lonk Musik: Alex Brezina Darsteller: Corinna Harfouch, Boleslav Polívka, Petr Forman, Ondrj Vetchý

Donnerstag, 07.09.2006 / St. Gerold, Geroldhus

Der Film zeigt die letzten Tage der berühmtesten tschechischen Schriftstellerin Božena Nemcová, die schon im 19. Jahrhundert gewagt hatte, ihr Leben frei einzurichten. Sie kämpft um die Liebe, um ihre Familie, um ihr Leben. Solange sie schreibt, hat sie Kraft zu leben. Wirklichkeit, Halluzination, Traum und Erinnerung verschränken sich dabei zu einer ganz eigenen filmischen Realität. Ein einzigartiges Dokument: Božena Nemcová setzte sich 1861, erschöpft und todkrank, auf ihrer letzten Reise, die auch ein letzter Fluchtversuch aus einer zerrütteten Ehe war, eines Abends hin und entwirft in ihrer Not einen Brief an ihren letzten Freund und Gönner Vojtech Náprstek, einen Brief in drei Anläufen, der indessen seinen Adressaten nie erreichte. Diese drei Briefentwürfe, 1995 erstmals vollständig publiziert, enthalten Sprünge, Lücken und ergeben dennoch ein schlüssiges, in sich geschlossenes Bild von der Art und Weise, wie sich die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts an einer Frau rächte, die es gewagt hatte, ihr Leben frei einzurichten und damit scheitern musste. „Meinem Mann gefällt es nicht, dass ich mich so ganz der Schriftstellerei widme, er sähe mich lieber als virtuose Hausfrau, ich begreife, dass wir dann glücklicher wären und er sich nicht glücklich fühlen kann, wenn er nicht die Frau hat, die er sich wünscht, aber ich kann mir nicht helfen – das sind keine leeren Worte, ich kann es nicht – im Haushalt bin ich nur eine seelenlose Maschine.“ (Božena Nemcová in einem Brief an ihren Freund Helcelet)